Montag, 23. März 2009

"Heidanei - des war a Katastroph`!"

Als ich am Samstag Karl wieder mal traf, unterhielten wir uns über die gemeinsame Skandinavien-Reise im Jahr 1999. Karls Worte waren „Heidanei – des war a Katastroph“. Was er damit meinte, könnt Ihr heute hier lesen

Es war ein schöner sonniger Sonntag in Stockholm. Wir standen mit unseren Womos auf dem Campingplatz in Bredäng. Das heisst , nicht nur wir verbrachten einige Tage in Stockholm, sondern auch eine grosse Gruppe von Holländern mit ihren Caravans. Bredäng ist ein Vorort von Stockholm, der Campingplatz liegt sehr günstig. Man kommt schnell mit der U-Bahn in die Innenstadt oder per Ausflugsboot nach Drottningholm. Den besagten Sonntag verbrachten wir bis zum frühen Abend in Stockholm. Als wir wieder zum Campingplatz kamen, hatte es Karl plötzlich sehr eilig. Man muss wissen, Karls grösste Leidenschaft ist der Fussball. An jenem Abend sollte ein wichtiges Spiel stattfinden. Da wir für den nächsten Morgen die Weiterfahrt Richtung Dalarna planten, wollte Karl unbedingt noch vor dem besagten Fussballspiel sein Wohnmobil entsorgen und versorgen. Auf dem Campingplatz von Bredäng fährt man zum Entsorgen über einen grösseren Schacht, dessen Deckel für die Entsorgung geöffnet wird. An der Entsorgungsstelle befindet sich auch der Wasseranschluss für Frischwasser.
Karl dachte so bei sich, das es ja wirklich praktisch ist, denn er kann gleichzeitig Frischwasser bunkern und nebenbei entsorgen und er müsste nicht einmal sein Wohnmobil wenden – wie sonst immer üblich. Karl öffnete einen Tank-Deckel an seinem Wohnmobil , steckte den Wasserschlauch rein und drehte auf. Bis der Tank voll ist, dachte er sich, entsorge er gleich mal. Als er am Wohmobil entlangging dachte er bei sich: „Das verstehe ich nicht, der Franz sagt immer, in Skandinavien gäbe es überall Trinkwasser, aber das Wasser stinkt ja nach Diesel“. Dann traf es Karl wie der Blitz: „Da stimmt was nicht!“ Karl sah nach und entdeckte die „Katastrophe“. Karl hatte Frischwasser in den Dieseltank statt in den Wassertank gefüllt.

Karl kam ganz aufgeregt zu Franz. Franz erschrak und fragte Karl, was denn los sei. Karl: „Franz es ist was passiert“. Franz: „Ja, bist du denn mit dem Wohnmobil in den Abwasserschacht gefahren?“ Karl: „Nein, viel schlimmer – ich trau` mir`s gar nicht sagen“! Franz: „ Ja, was Schlimmeres kann es ja gar nicht geben – beruhige dich und sag` schon!“ Karl: „ Ich hab` Wasser in den Dieseltank gefüllt, so a Katastroph`, so a Katastroph`!“ Karl kommt aus dem Schwäbischen. Man muss sich also Karls Worte in breitem schwäbischem Dialekt vorstellen. Franz fragte Karl gleich, ob er denn mit dem Wohnmobil gefahren wäre. Er war Gott sei Dank nicht gefahren.

Karls Fussballabend war somit gelaufen! Franz telefonierte mit dem ADAC. Die netten Herren an der Strippe suchten nach einem Abschleppdienst der das grosse Wohnmobil in eine Werkstatt schleppen konnte. Karl hatte ja ein Riesenwohnmobil – wegen der getrennten Betten, wie er meinte. Das Wohnmobil war über 8 m lang und hatte dazu noch ein Automatikgetriebe. Bis der Abschleppdienst kam, schleppte Franz den Karl samt seinem Wohnmobil vom Entsorgungsplatz auf einen leeren Stellplatz. Als der Abschleppdienst kam, trauten wir unseren Augen nicht. Es war ein Abschleppwagen für LKW`s. Plötzlich war auf dem Campingplatz richtig was los. Die vielen Holländer waren alle aus ihren „Häuschen“ gekommen und staunten. Der Karl sagte immer: „Was für a Katastroph`, jetzt schaua dia ganza Holländer au no zua“! Der Abschleppwagen hatte Mühe durch die engen Gassen im Campingplatz zu kommen. Als dann noch Karls „Riesenlaster“ angehängt war, war das Rauskommen aus dem Platz ein Kapitel für sich. Dann musste erst noch eine Werkstatt gefunden werden, die am Sonntag abend einen Dieseltank vom Wasser befreit. Franz versprach dem Fahrer des Abschleppwagens eine Flasche Schnaps, wenn er es schafft, eine Werkstatt aufzustreiben. Und der Mechaniker in der Werkstatt bekäme auch eine, gab er dem Fahrer gleich zu verstehen. Der „Abschlepper“ telefonierte und tat dann wirklich eine LKW-Werkstatt auf, dessen Mechaniker an diesem Sonntagabend arbeiteten. Also, konnte es losgehen. Karl musste ja mit in die Werkstatt. Da Karl nur breites schwäbisch schwetzen kann, musste Franz als Dolmetscher mitfahren. Im Abschlepper war sehr wenig Platz. Der Karl, der einiges grösser als Franz ist, sass Franz auf dem Schoss. Karl erzählte mir gestern, das er immer gedacht hatte, wie hält der Franz nur mein Gewicht aus. Aber es ging. Die Mechaniker in der Werkstatt machten dann die „Drecksarbeit“ . Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Bei den Wohnmobilen kann man aus Sicherheitsgründen kein Wasser oder Diesel absaugen (wegen Klauen), und ein Ablassventil gibt es auch nicht. Die Mechaniker mussten den ganzen Tank vor dem Reinigen erst ausbauen. Wie ausgemacht bekamen alle Mechaniker eine Flasche Schnaps – und das spornte an. Um 0.30 Uhr war die ganze Aktion beendet. Karl war so froh, das er wieder sein „Heiliges Blechle“ hatte. Aber über den Ausfall des Fussballspiels ärgerte er sich noch Tage danach.
Nach der Reise erhielt Karl die Rechnung vom ADAC. Karls Kommentar: "Heidanei, des war a deire Angelegenheit!

Donnerstag, 5. März 2009

Erwin und Lieselotte - die Zweite

Wir waren im finnischen Lappland mit Erwin und Lieselotte unterwegs. Dort waren wir im Pyhä-Nationalpark bei Ahti Kurtti eingeladen (der Name gefällt mir, er klingt so melodiös und geht so gut über „deutsche Lippen“)
In den Nationalpark darf man normalerweise nicht mit dem Wohnmobil fahren. Ahti Kurrti, den wir im vorangegangenen Winter kennenlernten, holte uns bei der verschlossenen Schranke ab. Er wies uns eindringlich darauf hin, ihm nachzufahren und nicht vom Weg abzukommen, denn wir befinden uns im Sumpfgebiet. Es dauerte nicht lange, dann kam über Funk ein Ruf „Lieselotte steckt im Sumpf fest“. Wir sind wieder rückwärts zur „Unfallstelle“ gefahren. Franz meinte, da hilft nur rausziehen. Er fragte Erwin, ob sein Reisemobil Front- oder Heckantrieb habe. Erwin behauptete felsenfest, sein Wohnmobil hätte einen Frontantrieb. Franz dachte sich, seit wann baut Mercedes Frontantriebler. Ja, nach Prüfung stellte sich heraus, sein Mobil hatte Heckantrieb. Erwin wusste einfach nicht Bescheid. Franz zog Erwin`s „Wunderkiste“ aus dem Sumpf, das auch auf Anhieb gelang. Wir dachten für uns, hoffentlich kommen wir mit den beiden „Spezialisten“ heute noch zum Blockhaus. Oh Wunder, es hat geklappt. Wir verbrachten bei Ahti Kurrti einen sehr schönen Abend im Nationalpark. Die Sauna wurde für uns eingeheizt, der See lud zum Baden ein und es gab leckere Blaubeerpfannkuchen und geräucherte Saiblinge. Um Mitternacht schnappte sich Erwin ein Boot um die Mitternachtssonne auf dem See zu bewundern. Wir dachten, wir sehen nicht richtig. Erwin war gar nicht der Typ, der mit einem Boot so ohne weiteres umgehen kann. An schlafen war nicht zu denken, denn Erwin schipperte noch auf dem See umher. Erwin genoss die Mitternachtssonne und kam zur Freude aller wieder heil ans Ufer.
Am nächsten Tag fuhren wir weiter gen Norden und kamen zu einem Campingplatz, der sich in der Nähe des Lemmenjoki-Nationalparkes befand. Auf dem Platz gab es sehr viele Mücken zu der Zeit. Eigentlich konnte man sich nur im Wohnmobil aufhalten. Die Männer mussten aber die Fahrzeuge mit Frischwasser versorgen, deshalb mussten die armen Kerle raus. Erwin wurde von seiner Lieselotte von Kopf bis Fuss mit „Mückenmittel“ undefinierbarer Art eingesprüht. Die Mücken machten einen weiten Bogen um Erwin. Nur Erwin wurde es übel und er bekam keine Luft mehr. Als ein anderer Mitreisender, der aus der Chemiebranche kam, mal das Mückenspray unter die Lupe nahm, stellte sich heraus, dass in dem Spray ein Stoff ist, der für Menschen absolut gesundheitsgefährlich ist. Lieselotte jagte dies einen gewaltigen Schrecken ein, denn sie wollte ja schliesslich ihren Erwin nicht umbringen. Der Schock hielt nur einen Tag, dann wurde Erwin wieder eingesprüht. Erwin japste nach jeder „Behandlung“ nach Luft, aber die Mücken liessen ihn in Frieden. Wir waren so froh, dass Erwin diese Prozedur heil überstanden hat. Um Erwin wäre es wirklich schade gewesen.
Erwin und Lieselotte waren zwei ganz liebe alte „Leutchen“. Wir denken gerne an sie zurück. Es wurde nie langweilig auf der sechswöchigen Reise.
Heidi