Samstag, 30. Mai 2009

"Laptop und Haferbrei"

Wir waren in Tartu (Estland) unterwegs. Zum Frühstück besuchten wir das Kohvik (Cafè) Pierre, welches in einem Reiseführer als sehr schön gepriesen wird. So war es auch. Wir hatten so viel Spaß. Als wir das Café betraten, standen wir in einem plötzlich ziemlich dunklen, sehr romantischen Raum. Wir überlegten schon, ob wir nicht doch besser draußen unser Frühstück genießen sollten. Doch die Romantik in diesem Raum siegte. Schon nach ein paar Minuten hatte sich das Auge an den dunkleren Raum gewöhnt, der nun gar nicht mehr so duster wirkte. Wir nahmen an einem Tisch auf einem „Samtsofa“ Platz.

Links von mir saßen an einem größeren Tisch junge Leute, die mit ihrem Laptop beschäftigt waren. Hier in Estland gibt es in fast jedem Lokal kostenfreien Internetanschluss (WiFi). In dieser Hinsicht ist Deutschland wirklich noch ein Entwicklungsland.
Wir bekamen gleich eine Speisekarte von einer netten jungen Dame in die Hand. Was tun, wenn man der estnischen Sprache nicht mächtig ist ….? Ja, dann bestellt man halt irgendetwas. Das Wort Marmelade kannten wir, deshalb bestellten wir ein Frühstücksgedeck mit Kaffee, Marmelade und so dachten wir mit einem Brötchen. Der Kaffee wurde sofort serviert, dazu einen Esslöffel in Silber, einen kleinen Dessertteller und ein kleines Schälchen mit Kirschmarmelade. Dann kam ein Weilchen nichts. Die Bedienung tauchte wieder auf, in der Hand ein größeres Tablett. Darauf waren verschiedene Minibrötchen und Baguettescheiben. Wir durften uns eins aussuchen, welches uns auf den kleinen Teller gelegt wurde. Ja, wir dachten, das ist unser Frühstück. Zu der vielen Marmelade das Minibrötchen – davon kann man nicht dick werden. Ich nahm den großen Esslöffel und beträufelte das Brötchen mit Marmelade. Andere Länder, andere Sitten dachte ich bei mir. Als wir beide mit unserem „Riesenfrühstück“ fertig waren, brachte uns die sehr freundliche Bedienung je einen großen Suppenteller …… mit Haferbrei.


Sie schmunzelte uns an. Dachte sie vielleicht, wir wären schon ein etwas älteres Semester, da hätte man vielleicht schlechte Zähne oder dachte sie, wir wollten uns noch mehr mästen. Franz und ich mussten so sehr lachen. Mir fiel sofort wieder ein, dass ich als Kind wegen Unterernährung mit 12 Jahren in Erholung geschickt wurde. Dort bekam ich 6 Wochen lang täglich zum Frühstück und zum Abendessen „Haferbrei“. Haferbrei, bis er mir fast aus den Ohren kam. Ja, damals musste an mich noch was ran. Aber heute, heute habe ich die Quittung davon. Die angefutterten Pfunde sind schwer wieder loszuwerden. Und dann bekomme ich hier und heute auch noch Haferbrei. Brav habe ich den Teller leergegessen – wegen des schönen Wetters, welches man auf Reisen braucht. Den Franz bewunderte ich. Hat er doch die Hälfte seiner Portion aufgegessen – das der zu Hause nie getan hätte. Tapfer, Tapfer!! In Bayern ist kein "Gstandnes Mannsbild" einen Haferbrei - der ist nur für Zahnlose!!!

Uns fiel nur noch ein: In Bayern kennen wir ja nur Laptop mit Lederhose, aber Laptop mit Haferbrei, das kannten wir nicht.

Im Kohvik Pierre gab es noch viel Schönes zu sehen. Staunen könnt Ihr auch "hier"!

Seid alle lieb gegrüsst


heidi

Mittwoch, 27. Mai 2009

Zirkusprinzessin

Hallo, da bin ich wieder!
Wisst Ihr eigentlich schon, dass ich sehr sportlich bin? Franz und Heidi meinen, ich könnte gar im Zirkus auftreten. Das wäre mal was – Gima, die Zirkusprinzessin!
Ich kann nämlich Purzelbäume schlagen. Der Beweis sind die Fotos.


Lange, lange habe ich geübt. Anfangs hat es nur hin und wieder geklappt. Wenn es nicht so ganz geklappt hat, dann habe ich einfach ein wenig geschummelt. Ich habe mich dann auf die Seite fallen lassen. Heidi hat sehr gelacht. Sie meinte, das erinnert sie an Ralf und Diana, als die beiden ihre ersten Purzelbäume machten. Die haben sich dann auch immer auf die Seite fallen lassen und so getan, als ob es ein richtiger Purzelbaum war. Die Heidi hat mich natürlich gleich durchschaut.
Aber jetzt, jetzt kann ich ganz toll einen Purzelbaum. Ich mache das Kunststück aber nur im Wohnmobil. Zu Hause meinen meine Menschen auch immer, ich solle einen Purzelbaum schlagen – da mag ich aber nicht.
Aber im Wohnmobil, da macht es so viel Spaß. Da mache ich das so fünf- bis sechsmal am Tag. Schließlich möchte ich ja Aufmerksamkeit und ein großes Lob.
Mein größter Wunsch wäre, dass die Heidi und der Franz mal einen Purzelbaum machen. Ich glaube ja, die können das gar nicht!!! Könnt Ihr einen?
Bis demnächst im selben Zirkus
Gima

Mittwoch, 20. Mai 2009

Gima`s Reisevorbereitungen

Hallo, da bist Du ja wieder! Ich freue mich! Werde ich jetzt berühmt?????
Spass beiseite. Heute erzähle ich Dir ein wenig von mir – und meinem Ritual!Wenn wir mit dem Wohnmobil auf Reisen sind, und der Franz und die Heidi weiterfahren wollen, dann sagen sie zu mir: Gima autofahren! Und das ist mein Stichwort.
Damit ich während der Fahrzeit nicht verhungere, fresse ich erst einmal anständig. Und das in ganz gemütlicher Ruhe. Heidi hat mich dabei fotografiert.


Habe ich das erledigt – und es geht wirklich nichts mehr in meinen Bauch, dann gehe ich zur Toilette. Ich will ja nicht wieder während der Fahrt in die Box pinkeln.


Das ist mir einmal passiert. Und das war so unangenehm, die ganze schöne pinkfarbene Decke und die Matraze waren nass. Und ich scheue doch alles was nass ist. Und dann war da noch was. Einmal bin ich in Norwegen auch nicht vor der Fahrt pinkeln gegangen. Dann wurde es eng. Der Franz fand nicht gleich einen Parkplatz, als ich ganz dringend musste. Die Heidi hat mich aus der Box gehoben … und dann war es schon passiert. Ich habe meine Heidi angepinkelt. Sie fand das zum „Schreien“. Sie musste die ganzen Klamotten ausziehen und in einem Beutel luftdicht verschliessen, bis wir auf einen Campingplatz mit Waschmaschine kamen. Das war nicht mehr lustig. Nun gehe ich immer vor der Fahrt auf die Toilette. Da ist es doch gut, dass wir im Womo eine Dusche haben.
Wenn ich damit fertig bin, dann gehe ich ganz gemütlich nach vorne und hüpfe in meine Box. Dabei sage ich Franz und Heidi bescheid, dass wir nun losfahren können. Ich bekomme immer ein ganz grosses Lob – weil ich doch so brav bin.

Der Franz hat eine klappbare Bank für meine Box gleich zwischen den Sitzen im Cockpit gebaut. Die Box wird mit einem eigenen Sicherheitsgut – wie meine Menschen einen haben – festgemacht. Franz sagt, das muss sein, damit mir während der Fahrt nichts passiert. Es könnte ja sein, dass er mal überraschend bremsen muss. Wenn wir losfahren, dann lege ich mich schlafen.
Da ich vor der Fahrt immer einen längeren Spaziergang mit dem Franz mache, bin ich ganz schön müde. So nach 1,5 bis 2 Stunden werde ich wieder wach. Dann mache ich ganz laut auf mich aufmerksam. Wenn sich meine Menschlein miteinander unterhalten, dann spreche ich ganz einfach ganz laut mit. Das letzte Wort muss aber schon ich haben – das behauptet der Franz jedenfalls immer.
Und mein „Gelabere“ ist das Stichwort für Franz. Er muss nach einem Parkplatz Ausschau halten. Dauert das länger als eine halbe Stunde, dann werde ich noch lauter. Und wenn das nicht klappt, dann werde ich zum „Hund“. Mit einem noch viel lauteren „Wauwauwau“ mache ich dann Druck. Und das wirkt immer. Denn „Hundegebell“ von einer Katze können Franz und Heidi gar nicht abhaben.

Hat Franz einen schönen Parkplatz gefunden, dann bin ich nicht mehr zu halten. Mit meinem schönen Augenaufschlag habe ich die Beiden wieder voll im Griff. Sie öffnen gleich die Box und der Franz geht mit mir wieder ganz lange spazieren – so lange, bis ich wieder müde bin. Dann beginnt die ganze Prozedur von vorne.

Bis zur nächsten Geschichte musst Du Dich wieder ein wenig gedulden.

Bis bald

Gima

Montag, 23. März 2009

"Heidanei - des war a Katastroph`!"

Als ich am Samstag Karl wieder mal traf, unterhielten wir uns über die gemeinsame Skandinavien-Reise im Jahr 1999. Karls Worte waren „Heidanei – des war a Katastroph“. Was er damit meinte, könnt Ihr heute hier lesen

Es war ein schöner sonniger Sonntag in Stockholm. Wir standen mit unseren Womos auf dem Campingplatz in Bredäng. Das heisst , nicht nur wir verbrachten einige Tage in Stockholm, sondern auch eine grosse Gruppe von Holländern mit ihren Caravans. Bredäng ist ein Vorort von Stockholm, der Campingplatz liegt sehr günstig. Man kommt schnell mit der U-Bahn in die Innenstadt oder per Ausflugsboot nach Drottningholm. Den besagten Sonntag verbrachten wir bis zum frühen Abend in Stockholm. Als wir wieder zum Campingplatz kamen, hatte es Karl plötzlich sehr eilig. Man muss wissen, Karls grösste Leidenschaft ist der Fussball. An jenem Abend sollte ein wichtiges Spiel stattfinden. Da wir für den nächsten Morgen die Weiterfahrt Richtung Dalarna planten, wollte Karl unbedingt noch vor dem besagten Fussballspiel sein Wohnmobil entsorgen und versorgen. Auf dem Campingplatz von Bredäng fährt man zum Entsorgen über einen grösseren Schacht, dessen Deckel für die Entsorgung geöffnet wird. An der Entsorgungsstelle befindet sich auch der Wasseranschluss für Frischwasser.
Karl dachte so bei sich, das es ja wirklich praktisch ist, denn er kann gleichzeitig Frischwasser bunkern und nebenbei entsorgen und er müsste nicht einmal sein Wohnmobil wenden – wie sonst immer üblich. Karl öffnete einen Tank-Deckel an seinem Wohnmobil , steckte den Wasserschlauch rein und drehte auf. Bis der Tank voll ist, dachte er sich, entsorge er gleich mal. Als er am Wohmobil entlangging dachte er bei sich: „Das verstehe ich nicht, der Franz sagt immer, in Skandinavien gäbe es überall Trinkwasser, aber das Wasser stinkt ja nach Diesel“. Dann traf es Karl wie der Blitz: „Da stimmt was nicht!“ Karl sah nach und entdeckte die „Katastrophe“. Karl hatte Frischwasser in den Dieseltank statt in den Wassertank gefüllt.

Karl kam ganz aufgeregt zu Franz. Franz erschrak und fragte Karl, was denn los sei. Karl: „Franz es ist was passiert“. Franz: „Ja, bist du denn mit dem Wohnmobil in den Abwasserschacht gefahren?“ Karl: „Nein, viel schlimmer – ich trau` mir`s gar nicht sagen“! Franz: „ Ja, was Schlimmeres kann es ja gar nicht geben – beruhige dich und sag` schon!“ Karl: „ Ich hab` Wasser in den Dieseltank gefüllt, so a Katastroph`, so a Katastroph`!“ Karl kommt aus dem Schwäbischen. Man muss sich also Karls Worte in breitem schwäbischem Dialekt vorstellen. Franz fragte Karl gleich, ob er denn mit dem Wohnmobil gefahren wäre. Er war Gott sei Dank nicht gefahren.

Karls Fussballabend war somit gelaufen! Franz telefonierte mit dem ADAC. Die netten Herren an der Strippe suchten nach einem Abschleppdienst der das grosse Wohnmobil in eine Werkstatt schleppen konnte. Karl hatte ja ein Riesenwohnmobil – wegen der getrennten Betten, wie er meinte. Das Wohnmobil war über 8 m lang und hatte dazu noch ein Automatikgetriebe. Bis der Abschleppdienst kam, schleppte Franz den Karl samt seinem Wohnmobil vom Entsorgungsplatz auf einen leeren Stellplatz. Als der Abschleppdienst kam, trauten wir unseren Augen nicht. Es war ein Abschleppwagen für LKW`s. Plötzlich war auf dem Campingplatz richtig was los. Die vielen Holländer waren alle aus ihren „Häuschen“ gekommen und staunten. Der Karl sagte immer: „Was für a Katastroph`, jetzt schaua dia ganza Holländer au no zua“! Der Abschleppwagen hatte Mühe durch die engen Gassen im Campingplatz zu kommen. Als dann noch Karls „Riesenlaster“ angehängt war, war das Rauskommen aus dem Platz ein Kapitel für sich. Dann musste erst noch eine Werkstatt gefunden werden, die am Sonntag abend einen Dieseltank vom Wasser befreit. Franz versprach dem Fahrer des Abschleppwagens eine Flasche Schnaps, wenn er es schafft, eine Werkstatt aufzustreiben. Und der Mechaniker in der Werkstatt bekäme auch eine, gab er dem Fahrer gleich zu verstehen. Der „Abschlepper“ telefonierte und tat dann wirklich eine LKW-Werkstatt auf, dessen Mechaniker an diesem Sonntagabend arbeiteten. Also, konnte es losgehen. Karl musste ja mit in die Werkstatt. Da Karl nur breites schwäbisch schwetzen kann, musste Franz als Dolmetscher mitfahren. Im Abschlepper war sehr wenig Platz. Der Karl, der einiges grösser als Franz ist, sass Franz auf dem Schoss. Karl erzählte mir gestern, das er immer gedacht hatte, wie hält der Franz nur mein Gewicht aus. Aber es ging. Die Mechaniker in der Werkstatt machten dann die „Drecksarbeit“ . Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Bei den Wohnmobilen kann man aus Sicherheitsgründen kein Wasser oder Diesel absaugen (wegen Klauen), und ein Ablassventil gibt es auch nicht. Die Mechaniker mussten den ganzen Tank vor dem Reinigen erst ausbauen. Wie ausgemacht bekamen alle Mechaniker eine Flasche Schnaps – und das spornte an. Um 0.30 Uhr war die ganze Aktion beendet. Karl war so froh, das er wieder sein „Heiliges Blechle“ hatte. Aber über den Ausfall des Fussballspiels ärgerte er sich noch Tage danach.
Nach der Reise erhielt Karl die Rechnung vom ADAC. Karls Kommentar: "Heidanei, des war a deire Angelegenheit!

Donnerstag, 5. März 2009

Erwin und Lieselotte - die Zweite

Wir waren im finnischen Lappland mit Erwin und Lieselotte unterwegs. Dort waren wir im Pyhä-Nationalpark bei Ahti Kurtti eingeladen (der Name gefällt mir, er klingt so melodiös und geht so gut über „deutsche Lippen“)
In den Nationalpark darf man normalerweise nicht mit dem Wohnmobil fahren. Ahti Kurrti, den wir im vorangegangenen Winter kennenlernten, holte uns bei der verschlossenen Schranke ab. Er wies uns eindringlich darauf hin, ihm nachzufahren und nicht vom Weg abzukommen, denn wir befinden uns im Sumpfgebiet. Es dauerte nicht lange, dann kam über Funk ein Ruf „Lieselotte steckt im Sumpf fest“. Wir sind wieder rückwärts zur „Unfallstelle“ gefahren. Franz meinte, da hilft nur rausziehen. Er fragte Erwin, ob sein Reisemobil Front- oder Heckantrieb habe. Erwin behauptete felsenfest, sein Wohnmobil hätte einen Frontantrieb. Franz dachte sich, seit wann baut Mercedes Frontantriebler. Ja, nach Prüfung stellte sich heraus, sein Mobil hatte Heckantrieb. Erwin wusste einfach nicht Bescheid. Franz zog Erwin`s „Wunderkiste“ aus dem Sumpf, das auch auf Anhieb gelang. Wir dachten für uns, hoffentlich kommen wir mit den beiden „Spezialisten“ heute noch zum Blockhaus. Oh Wunder, es hat geklappt. Wir verbrachten bei Ahti Kurrti einen sehr schönen Abend im Nationalpark. Die Sauna wurde für uns eingeheizt, der See lud zum Baden ein und es gab leckere Blaubeerpfannkuchen und geräucherte Saiblinge. Um Mitternacht schnappte sich Erwin ein Boot um die Mitternachtssonne auf dem See zu bewundern. Wir dachten, wir sehen nicht richtig. Erwin war gar nicht der Typ, der mit einem Boot so ohne weiteres umgehen kann. An schlafen war nicht zu denken, denn Erwin schipperte noch auf dem See umher. Erwin genoss die Mitternachtssonne und kam zur Freude aller wieder heil ans Ufer.
Am nächsten Tag fuhren wir weiter gen Norden und kamen zu einem Campingplatz, der sich in der Nähe des Lemmenjoki-Nationalparkes befand. Auf dem Platz gab es sehr viele Mücken zu der Zeit. Eigentlich konnte man sich nur im Wohnmobil aufhalten. Die Männer mussten aber die Fahrzeuge mit Frischwasser versorgen, deshalb mussten die armen Kerle raus. Erwin wurde von seiner Lieselotte von Kopf bis Fuss mit „Mückenmittel“ undefinierbarer Art eingesprüht. Die Mücken machten einen weiten Bogen um Erwin. Nur Erwin wurde es übel und er bekam keine Luft mehr. Als ein anderer Mitreisender, der aus der Chemiebranche kam, mal das Mückenspray unter die Lupe nahm, stellte sich heraus, dass in dem Spray ein Stoff ist, der für Menschen absolut gesundheitsgefährlich ist. Lieselotte jagte dies einen gewaltigen Schrecken ein, denn sie wollte ja schliesslich ihren Erwin nicht umbringen. Der Schock hielt nur einen Tag, dann wurde Erwin wieder eingesprüht. Erwin japste nach jeder „Behandlung“ nach Luft, aber die Mücken liessen ihn in Frieden. Wir waren so froh, dass Erwin diese Prozedur heil überstanden hat. Um Erwin wäre es wirklich schade gewesen.
Erwin und Lieselotte waren zwei ganz liebe alte „Leutchen“. Wir denken gerne an sie zurück. Es wurde nie langweilig auf der sechswöchigen Reise.
Heidi

Dienstag, 24. Februar 2009

Erwin und Lieselotte - die Erste

Im Frühjahr 1998 trafen wir im Allgäu ein älteres Pärchen aus Norddeutschland, mit denen wir ins Gespräch kamen. Wir erzählten von unseren Sommerreiseplänen nach Skandinavien. Die beiden waren gleich begeistert und baten uns, ob sie uns begleiten dürften. Sie durften natürlich. Sie waren doch schon nicht mehr die Jüngsten und hatten ein nagelneues Wohnmobil.
Dazu muss man sagen, mit den Beiden hatten wir so viel Spass und viele Erlebnisse. Erwin und Lieselotte brachten uns oft zum Lachen und manchmal zur Verzweiflung.
Angefangen hat es damit, dass die beiden gar nicht wussten, was ihr Wohnmobil alles kann. So wussten sie z. B. nicht, dass die Fenster zum öffnen sind und wo man das Abblendlicht einschaltet. Beide fuhren mit dem Mobil. Wollte Lieselotte anfahren, fuhr das Mobil immer erst rückwärts. Man musste also in weitem Abstand parken.
Erwin und Lieselotte behaupteten immer, sie könnten uns im Funk nicht hören. Franz war schon x-mal bei Erwin im Wohnmobil und sah sich das „Gerät“ an, konnte aber keinen Defekt finden. Beim Test funktionierte es immer. Erst wetteten wir immer, dass gleich beim Halt der Ruf von Lieselotte kommt „Franz wir konnten dich nicht hören, das Funkgerät funktioniert nicht“. Nur mit der Zeit war es nicht mehr lustig. Franz zweifelte schon an seinem Können.
Auf der Insel Senja

Eines Nachmittages fuhren wir auf der Insel Senja (Norwegen) einen schönen Parkplatz zwecks Kaffeepause an. Das heisst, Erwin und Lieselotte sind Friesen, sie bestanden auf ihre Teepause.

Gleich nach dem Stop rief Lieselotte wieder: „Franz, wir konnten dich nicht hören, das Funkgerät funktioniert nicht“. Franz versprach – wie immer- nachzusehen. Er klopfte an die Tür von Erwin´s Wohnmobil. Nach dem „Herein“ von drinnen, öffnete Franz die Tür von aussen. Als er die Tür geöffnet hatte, machte es ein lautes „Platsch“ und eine weisse Staubwolke kam ihm entgegen. Erwin und Lieselotte sahen aus wie Max und Moritz in den Geschichten von Wilhelm Busch. Aus dem Hängeschrank neben der Eingangstür machte sich eine Mehldose selbständig, als Lieselotte den Schrank öffneten um Zucker für den Tee zu holen. Das ganze nigelnagelneue Wohnmobil war mit einer Schicht Mehl bestäubt. Das Mehl aus allen Ecken und Winkeln von Polstern und Betten zu entfernen, das war eine ganze Menge Arbeit. Und noch am gleichen Abend passierte es dann wieder. Als wir auf dem Campingplatz ankamen, öffnete Erwin wieder den Hängeschrank und eine ganze Dose mit Zucker fiel heraus. Überall war Zucker, auf den Polstern, in allen Winkeln und Ecken. Und wieder begann die ganze Prozedur der Reinigung von vorne.

Franz sah sich derweilen wieder das Funkgerät an. Es funktionierte wie immer - er verstand die Welt nicht mehr. So ging es noch ein paar Tage. Bei jedem Halt rief Lieselotte „Franz wir konnten dich nicht verstehen, kannst du wieder nach dem Funkgerät sehen“. Ich wunderte mich schon darüber, dass dem armen Franz nicht mal der Kragen platzte, und er das Funkgerät einfach aus Erwins Wohnmobil ausbaute. Wir fuhren wieder weiter und eines Tages hörten wir plötzlich Walzermusik in voller Lautstärke aus dem Lautsprecher unseres Funkgerätes. Was war passiert: Lieselotte war unbeabsichtigt an die Sprechtaste des Mikrofones gestossen.

Die Beiden erzählten uns dann, dass sie immer während der Fahrt Musik hören. Nun war uns klar, warum Erwin und Lieselotte uns nie hören konnten.

Von den Beiden gibt es noch ein paar Geschichtchen - ein anderes Mal.

heidi

Mittwoch, 18. Februar 2009

Begegnung mit einem Bären

Im Jahr 2000 waren wir zu Gast bei Jussi. Jussi lebt mit seiner Familie in der Einsamkeit Kareliens, direkt an der Grenze zu Russland. Zu ihm zu finden ist gar nicht so einfach. Man muss ein gutes Stück auf einer Sandpiste durch den Wald fahren. Nur ein kleines, unscheinbares Schild weist den Weg zu ihm. Das alte Holzhaus liegt an einem See, durch den sich die Grenze zu Russland zieht. Ein grosses neues Gästehaus gehört zum Anwesen. Wir hatten ein karelisches Buffet bei Jussi und Päivikki gebucht.
Im Wohnzimmer der beiden wurde für uns serviert. Neben verschiedenen Salaten, Piroggen und Fisch gab es unter anderem auch Bären- und Biberfleisch. In Karelien wird üblicherweise das „selbstgebraute“ Hausbier dazu gereicht. Das Hausbier entspricht dem russischen Kwass. Es besteht aus vergorenem Brot und ist für Bayern sehr gewöhnungsbedürftig. Zum Nachtisch gab es Kaffee und Torte. Als wir bei unserem ersten Besuch bei Jussi Torte serviert bekamen, war sie nicht angeschnitten und auch kein Messer war dabei. Auf Nachfrage wurde uns dann erklärt, dass in Finnland keine Torte angeschnitten wird, da sticht sich jeder das Stück von der Torte ab, das er am liebsten isst.
Jussi erzählte uns noch von einem Bären, der in Südfinnland einen Mann angefallen hat. Der Mann war als Jogger im Wald auf „leisen“ Sohlen unterwegs. Er kam zwischen die Bärin und deren beiden Jungen. Die Bärin griff den Jogger an. Der Mann lag lange im Krankenhaus. Jussi meinte: „ihr könnt Euch im Wald überall bewegen, nur müsst ihr dabei laut sein“. Wir zogen es vor, uns vom Wald fernzuhalten.
In Finnland werden Ende Mai die Nächte nicht mehr dunkel. Wir schliefen in unserem Wohnmobil auf dem Hof von Jussi , in der Waldeinsamkeit Kareliens. Mein Mann schnarchte in dieser Nacht, was er eigentlich nur macht, wenn er eine verstopfte Nase hat. Genervt vom „Bäume absägen“ weckte ich ihn immer wieder auf. Morgens um halb fünf wurde es im dann zu bunt. Er zog seinen Jogging-Anzug an und ging nach draussen zum See, der sich ca. 100 m entfernt vom Wohnmobil befand. Heute sagt Franz gerne, ich hätte ihn aus dem Wohnmobil geworfen – was natürlich nicht so ganz richtig ist. Ich hörte nach einiger Zeit ein lautes in-die-Hände-klatschen, dachte mir aber nichts dabei. Plötzlich kam mein lieber Mann ganz aufgelöst zum Wohnmobil und sagte immer was von: „und ich hab` wieder keinen Fotoapparat dabei“. Als er sich ein wenig beruhigt hatte, erzählte er mir von seinem Erlebnis.
Als er am See sass und den leichten Dunst über dem Wasser beobachtete, sah er plötzlich was auf sich zuschwimmen. Er freute sich schon, endlich einen Elch zu sehen. Als das Tier aber näher kam, wunderte er sich über die komischen Ohren. Ein Elch hat doch ganz andere Ohren, dachte er bei sich, ohne an was Schlimmeres zu denken. Als der „Elch“ seinen Kopf bewegte und Franz sein Profil zeigte, meinte er, das ist ein komischer Elch. Dann plötzlich dämmerte es ihm – es ist ein Bär. Franz bekam Panik und dachte, was soll ich jetzt machen. Davonlaufen geht nicht mehr, dafür ist der Bär schon zu nahe da. Er erinnerte sich an die Worte Jussis. Am Strand stand eine grosse Kiste. Franz stellte sich auf die Kiste, und klatschte laut über dem Kopf in die Hände. Der Bär hielt inne – und ….. Gott, sei Dank, er wendete und schwamm zur russischen Seite des Sees. Bevor der Bär sich im Schilf davonmachte, stellte er sich noch aufrecht hin und zeigte Franz seine Pranken. War das eine Warnung! Das ist noch einmal gut gegangen.

Der See bei Jussi

Als wir am Morgen bei Jussi zum Frühstück waren, erzählte Franz über das Erlebte. Jussi meinte, er hätte schon Spuren von einem Jungbären in der Nähe gesehen. Der Bär wurde von seiner Mutter verstossen und war nun auf der Suche nach einem eigenen Revier. Jussi und Päivikki haben drei Kinder aus Russland adoptiert. Die Kinder wollten immer wieder von der Begegnung mit dem Bären hören. Es war so schön die blitzenden Kinderaugen zu sehen. Sie meinten, der Papa müsste nun die Schafe, die eingezäunt im Grundstück grasen, in der Nacht reinholen. Die Kinder malten Franz ein Bild als Dank dafür, weil er einen Bären gesehen hatte und die schöne Geschichte immer wieder erzählte.

Franz ärgert sich noch heute, dass er keinen Fotoapparat dabei hatte. Einen Bären in freier Wildbahn wird er wohl nicht mehr vor die Augen bekommen.

heidi