Samstag, 30. Mai 2009

"Laptop und Haferbrei"

Wir waren in Tartu (Estland) unterwegs. Zum Frühstück besuchten wir das Kohvik (Cafè) Pierre, welches in einem Reiseführer als sehr schön gepriesen wird. So war es auch. Wir hatten so viel Spaß. Als wir das Café betraten, standen wir in einem plötzlich ziemlich dunklen, sehr romantischen Raum. Wir überlegten schon, ob wir nicht doch besser draußen unser Frühstück genießen sollten. Doch die Romantik in diesem Raum siegte. Schon nach ein paar Minuten hatte sich das Auge an den dunkleren Raum gewöhnt, der nun gar nicht mehr so duster wirkte. Wir nahmen an einem Tisch auf einem „Samtsofa“ Platz.

Links von mir saßen an einem größeren Tisch junge Leute, die mit ihrem Laptop beschäftigt waren. Hier in Estland gibt es in fast jedem Lokal kostenfreien Internetanschluss (WiFi). In dieser Hinsicht ist Deutschland wirklich noch ein Entwicklungsland.
Wir bekamen gleich eine Speisekarte von einer netten jungen Dame in die Hand. Was tun, wenn man der estnischen Sprache nicht mächtig ist ….? Ja, dann bestellt man halt irgendetwas. Das Wort Marmelade kannten wir, deshalb bestellten wir ein Frühstücksgedeck mit Kaffee, Marmelade und so dachten wir mit einem Brötchen. Der Kaffee wurde sofort serviert, dazu einen Esslöffel in Silber, einen kleinen Dessertteller und ein kleines Schälchen mit Kirschmarmelade. Dann kam ein Weilchen nichts. Die Bedienung tauchte wieder auf, in der Hand ein größeres Tablett. Darauf waren verschiedene Minibrötchen und Baguettescheiben. Wir durften uns eins aussuchen, welches uns auf den kleinen Teller gelegt wurde. Ja, wir dachten, das ist unser Frühstück. Zu der vielen Marmelade das Minibrötchen – davon kann man nicht dick werden. Ich nahm den großen Esslöffel und beträufelte das Brötchen mit Marmelade. Andere Länder, andere Sitten dachte ich bei mir. Als wir beide mit unserem „Riesenfrühstück“ fertig waren, brachte uns die sehr freundliche Bedienung je einen großen Suppenteller …… mit Haferbrei.


Sie schmunzelte uns an. Dachte sie vielleicht, wir wären schon ein etwas älteres Semester, da hätte man vielleicht schlechte Zähne oder dachte sie, wir wollten uns noch mehr mästen. Franz und ich mussten so sehr lachen. Mir fiel sofort wieder ein, dass ich als Kind wegen Unterernährung mit 12 Jahren in Erholung geschickt wurde. Dort bekam ich 6 Wochen lang täglich zum Frühstück und zum Abendessen „Haferbrei“. Haferbrei, bis er mir fast aus den Ohren kam. Ja, damals musste an mich noch was ran. Aber heute, heute habe ich die Quittung davon. Die angefutterten Pfunde sind schwer wieder loszuwerden. Und dann bekomme ich hier und heute auch noch Haferbrei. Brav habe ich den Teller leergegessen – wegen des schönen Wetters, welches man auf Reisen braucht. Den Franz bewunderte ich. Hat er doch die Hälfte seiner Portion aufgegessen – das der zu Hause nie getan hätte. Tapfer, Tapfer!! In Bayern ist kein "Gstandnes Mannsbild" einen Haferbrei - der ist nur für Zahnlose!!!

Uns fiel nur noch ein: In Bayern kennen wir ja nur Laptop mit Lederhose, aber Laptop mit Haferbrei, das kannten wir nicht.

Im Kohvik Pierre gab es noch viel Schönes zu sehen. Staunen könnt Ihr auch "hier"!

Seid alle lieb gegrüsst


heidi

2 Kommentare:

  1. Das ist wirklich eine amüsante Geschichte. Ich hoffe, dass es euch weiterhin gut gefällt, habt viel Spass und sammelt viele neue Eindrücke.

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  2. tja, muss sagen, mir ist das auch immer zu wider, was man anderswo zwangsweise alles reinstopfen muss. Ich esse prinzipiell nie etwas, das mir angeboten wird.

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